|
Sie sind hier: ADFC Usinger Land
> Nachrichten > Wehrheim (Einzelnachrichten)
Usingen:
Straßengestaltung Am Hattsteinweiher
|
Usingen > Straßengestaltung Am Hattsteinweiher
Straßengestaltung Am Hattsteinweiher
An dieser Stelle behandelt wir die Straßengestaltung der
Zufahrt zum beliebten Freizeitziel Hattsteinweiher
in Usingen, der Straße Am
Hattsteinweiher. Anlass ist eine Umgestaltung Anfang/Mitte 2024.
Schwellendurchlässe der Straße Am Hattsteinweiher
Bild 01: Am Hattsteinweiher, eine von drei Schwellen. Verortung in Open Streept Map
|
Gesamtbewertung durch
den ADFC Usinger Land
Bewertungsgrundlage:
< Alltagsnutzung (inkl. Schulverkehr) | Freizeitnutzung >
|
Die
Maßnahme der Schwellendurchbrüche in der Mitte ist wenig praktikabel,
fördert nicht rechtskonformes Verhalten und ist schlecht ausgeführt.
▌ungenügend für den Gesamtzustand
Hinweis: Bitte
lesen Sie unseren Erläuterungstext zu dem Bewertungsschema!
ADFC-HE-HT-UL-sp, 2024-06-10
|
nach
oben
|
Letzte Nachricht(en): |
|
nach
oben
|
Übersicht
aller Nachrichten |
|
Verweise:
|
Letzte Nachricht |
Usingen > Am Hattseinweiher
Schwellendurchbruch zum Hattsteinweiher
Die
Zufahrtsstraße zum Hattsteinweiher Am Hattsteinweiher, die auch
Radfahrende befahren müssen, hat 3 Schwellen (Anfang, Mitte, Ende) mit
jeweils 3 Asphaltschwellen unmittelbar hintereinander. Für Radfahrende
ist das so unbequem, dass viele auf den wassergebundenen Fußweg nebenan
ausweichen, der zwar schön und schwellenfrei, aber viel zu schmal ist.
Jetzt haben die Schwellen Durchlässe erhalten, und zwar - unglaublich
praxisnah - in der Mitte!
Schwellendurchlässe der Straße Am Hattsteinweiher
Bild 01: Am Hattsteinweiher, eine von drei Schwellen. Verortung in Open Streept Map
Nun gibt es noch keine öffentliche Aussage, für wen das gedacht ist. Für Autofahrende jedenfalls
nicht, für Radfahrende wohl kaum - wer fährt schon in der Mitte, erst
recht nicht, wenn ständig Autos entgegenkommen. Ob das wohl für
Motorräder ist - die können dann zügig durchrauschen.
Was der ADFC vermutet: Es sollte hier ja etwas für den Radverkehr getan werden - eine Maßnahme aus einem der Förderungskonzepte.
Das müssen diese Schwellendurchlässe wohl sein.
In der Praxis konnte der ADFC eine wohl
typische Situation beobachten:
Typische Situation auf der Straße Am Hattsteinweiher
Bild 02: Am Hattsteinweiher, eine von drei Schwellen mit typischer Verkehrssituation. Verortung in Open Streept Map
Unterwegs
waren drei Radfahrende (eine Familie) Richtung Hattsteinweiher: Rechts
der Mann mit einem Lastenrad und einem Kind vorne, auf der Fahrbahn die
Frau (über die Schwellen gefahren), davor fährt noch ein jüngerer
Jugendlicher (am Schatten erkennbar), der auch über die Schwellen
gefahren ist. Den Mitteldurchlass erkennt keiner. Das wäre auch
gefährlich, schließlich kommt ein Auto entgegen. Leider ist das
typisch, gerade bei gutem Wetter ist hier immer wieder Autoverkehr. Die
Lösung funktioniert allenfalls, wenn ohnehin nichts los ist und auch
dann nur, wenn sich Radfahrende in die Mitte trauen.
Die bauliche Ausführung ist zudem zweifelhaft. Farblich ist der
Unterschied nicht erkennbar, insbesondere nicht, wo die Kanten
beginnen. Es ist auch keine Abflachung, sondern eher kantig ausgeführt
(in Bild 01 gut erkennbar). Das birgt für einspurige Fahrzeuge (für
alle!) Sturzgefahr. Die Ausführung entspricht nicht dem Stand der
Baukunst.
Was aber garantiert passieren wird: Hier fahren auch viele
Motorradfahrzeuge. Die werden schnell erkennen, dass sie in der Mitte
ungebremst durchfahren können.
Wir halten die Lösung, wenn Radfahrende die Durchlässe benutzten
sollen, zudem für nicht rechtskonform - denn es gilt das
Rechtsfahrgebot.
Vielleicht ist das gut gemeint, aber ganz schlecht durchdacht. Ob das lange so bleibt?
|
|
ADFC-Bewertung
▌ungenügend (wenig praktikabel, fördert nicht rechtskonformes Verhalten, schlecht ausgeführt)
Lösung an anderer Stelle auch - aber nicht vergleichbar
An anderer Stelle gibt es diese Lösung mit gleichartigen
Schwellendurchlässen in Usingen auch: An der Zufahrt von der
Neutorstraße hinab zur Straße Neuer Marktplatz
/ Festplatz (siehe ADFC-Nachricht Schwellendurchlässe
sind optimierbar vom 24.5.24). Dort ist es auch sinnvoll, allerdings baulich genauso schlecht ausgeführt. Es ist aber eine ganz andere
Situation: Eine einspurige Straße in Kfz-Breite (Überholen geht ohnehin
nicht) und Einbahnstraße. Da ist es eher kein Problem, etwas rechts von
der Mitte Durchlässe anzubieten. Braucht man schon Schwellen, ist das
in so einer Situation eine Entschärfung für Radfahrenhde. Übertragbar
auf die Straße Am Hattsteinweiher ist die Situation indes nicht.
Was das Radverkehrskonzept Hochtaunus vorsieht
Im Radverkehrskonzept Hochtaunus wird die Einrichtung einer Fahrradstraße vorgeschlagen:
- Maßnahme S121 im Radverkehrskonzept Hochtaunus
Anforderung: Ausweisen und umgestalten als Fahrradstraße. (...)
Die Maßnahme wäre vermutlich
minimalinvasiv hinsichtlich baulicher Maßnahmen und Nutzungsmöglichkeit
für alle Verkehrsteilnehmenden - und für die Stadtkasse. Abschauen kann
man sich Lösungen in Bad Homburg (Dorotheenstraße), erst recht in
Frankfurt. Dann könnte ein verzicht auf die Schwellen denkbar sein.
Konkret zu den Schwellen steht im Konzept:
- Maßnahmen P448, P449, P450 im Radverkehrskonzept Hochtaunus
Anforderung: Bodenschwelle kürzen, so dass Radfahrende ohne Sturzgefahr passieren können.
Hier geht es zur Karte des Radverkehrskonzepts (als Besschlusslage vom Februar 2023):
Der Hochtaunuskreis hat es
weiterhin nicht geschafft, das eigentliche im Februar 2023 beschlossene
Radverkehrskonzept auf seinem offiziellen Portal für das Konzept zu
veröffentlichen, es ist weiterhin nur im Gremienportal bei den
Beschlussvorgängen auffindbar (sehr bürgerfreundlich). Auch wird im
Portal weiterhin von einer laufenden Bürgerbeteiligung gesprochen, die
längst beendet ist - und dazu das damalige Maßnahmenportal für den
Abstimmungsprozess als Karte gezeigt. Man merkt gleich: Der
Hochtaunuskreis ist da hinterher und setzt ausreichend Personal ein.
|
|
Was könnte man den sonst machen?
Werden die Schwellen an den Rändern entfernt, hat man bei Motorrädern den gleichen Effekt: Raserei.
Ganz ketzerisch, aber eine Option: Man könnte drei feste
Geschwindigkeitsmessstellen einrichten, die auch Motorräder
fotografieren können.
An den Engstellen könnten die Fahrbahnen verbreitert werden, soviel es
eben geht (möglichst mehr als die ausgefahrenen Bereiche) und das
mindestens über die Länge, die man seitlich erkennen kann. Für Kfz wird
die Stelle EINSPURIG in der Mitte angelegt, und zwar so eng wie möglich
- vermutlich müssen aber Busse und landwirtschaftliche Fahrzeuge
durchpassen, das wären dann nicht unter 3 Metern Breite, die Feuerwehr
wohl auch, das kann dann noch etwas mehr sein. Die Durchlassbreite wird
links und rechts mit Warnbaken markiert - vielleicht reichen aber auch
höhere Fahrbahnteiler (sog. Leitschwellen mit kleineren Plastik-Baken)
- allerdings müsste man dann wohl häufiger mit Reparaturen rechnen. Es
werden zur Unterstützung auch weiße Fahrbahnmarkierungen aufgebracht,
die die Engstelle verdeutlichen, die Ränder für Radfahrende natürlich
auch. Der gewonnenen Platz (nur noch EIN Durchlass in der Mitte,
Asphaltierung links und rechts) wird jeweils für den Radverkehr
vorgesehen, natürlich OHNE Schwellen. Damit das klar wird, werden
mindestens auf der Fahrbahn die StVO-Symbole "Radweg" (wie
Verkehrszeichen 237) aufgebracht.
Denkbare Egstellengestaltung der Zufahrtstraße Am Hattsteinweiher
Grafik 01: Engstelle in den Schwellenbereichen mit seitlichem Durchlass ohne Schwellen
Eventuell muss der Vorrang für die
Mittelspur geregelt werden. Größter Nachteil dieser Lösung: Wenn sich
deshalb Autos stauen, stauen sich auch Radfahrende. Motorräder rasen
dann auch nicht, selbst wenn sie illegal den Raddurchlass benutzen würden - der Durchlass für Radfahrende ist ja verschwenkt.
Man könnte einen eigenständigen, ordentlich breiten Radweg nebendran
anlegen, wenn man motorisierten Verkehr mit Schwellen bremsen will,
Radverkehr aber nicht.
Wie wäre es mit einer Fahrradstraße und einem Überholverbot für
Radfahrende nach StVO (gemeint: Autofahrende dürfen Radfahrende nicht
mehr überholen - gar nicht!). Dann könnte man vielleicht auf die
Schwellen verzichten. Motorräder bremst das in der Praxis leider nicht,
wäre aber wohl nicht ganz so dramatisch.
Man macht es umgekehrt: Die gesamte Asphaltfläche wird auf nicht ganz 1
1/2 Spuren reduziert. Es gibt einen Mittelstreifen. Die Ränder werden
(gerne grob) gepflastert, bis die jetzige Fahrbahnbreite erreicht ist.
Auto und Rad können sich insofern begegnen, dass Autos halb auf dem
Pflaster fahren. Radfahrende fahren im mittleren Bereich und dürfen
nicht überholt werden (fast wie eine Fahrradstraße). Das wird mit Fahrbahnmarkierungen unterstützt.
Noch eine Lösung aus Brandenburg: Ein gepflasterter Mittelstreifen.
Auch das könnte ein Ansatz sein. Gut aussehen würde es auch. Und es
lässt sich auch punktuell im Bereich der bisherigen Schwellen umsetzen
und kostet dann nicht so viel. Es muss in der Mitte aber ordentlich
holpern, sonst dämpft das nicht die Geschwindigkeiten.
Außerörtliche Straße in Brandenburg: So geht es auch!
Bild 03: ausreichend Breite Asphaltstreifen, altes Kopfsteinpflaster - optisch schön und wirkungsvoll
Eine weitere Idee: In die Fahrbahnmitte kommten Fahrbahnteiler -
durchgehend. Die Ränder werden mit Pflaster oder Rasensteinen so
verbreitert, dass auch breitere Fahrzeuge noch durchkommen. Der Effekt:
Kein Radfahrender wird mehr überholt. Radfahrende dürfen dann auf
diesem Abschnitt auch nebeneinander fahren, ganz ohne Fahrradstraße -
denn sie behindern ja keinen (Überholen geht ohnehin nicht) - und dann
darf man nebeneinander Rad fahren (wissen sehr viele
Führerscheininhaber nicht, manche werden sogar in ihrem Unwissen extrem
aggressiv).
Man könnte im ersten Schritt mal die Fahrradspezialisten von Hessen
Mobil fragen. Bei DER jetzt realisierten Lösung unterstellen wir mal, dass das nicht
passiert ist. Die Strecke ist übrigens Hessischer Radfernweg R6 UND
Radhauptnetz Hessen - Gründe dafür gäbe es, ob es den Machern hier
bewußt war? Vielleicht gibt es beim Radverkehrsbüro in Frankfurt (die
sind auch wirklich gut) einen Tipp von Verwaltung zu Verwaltung. Vielleicht gibt es Berater, die auf so was spezialisiert sind - ob sie alle noch mehr Optionen haben?
Rechtsfahrgebot ist für Radfahrende das k.o.
Bleibt noch die rechtliche Frage, für den ADFC ist das schon der Ausschluß:
Es gilt das Rechtsfahrgebot - auch für Radfahrende und auch dann, wenn es
Mitteldurchlässe bei Schwellen gibt. Radfahrende dürfen nach geltendem
Recht gar nicht in der Mitte fahren. Die Stadt will doch hoffentlich
das nicht als Fahrradförderung verkaufen und zu nicht-rechtskonformen
Verhalten aufgrufen?
Mit
dem Ansatz des
Mitteldurchlasses löst man jedenfalls an dieser Stelle keine Probleme,
man fördert nicht-regelkonformes Fahrverhalten und schafft
ziemlich sicher neue Probleme: vor allem rasende Motorräder. Sie
werden dort fahren, wo es nicht rappelt - auch, wenn sie deshalb gar
keinen Sicherheitsabstand mehr zu Radfahrenden halten, die das nicht
machen und über die Schwellen fahren. Radfahrende werden hingegen selten Vorteile
haben: Nur mit dem Mut, in der Mitte zu fahren und auch nur bei günstiger
Verkehrslage, die man auch als solche erkennt (eigentlich braucht man auch einen Rückspiegel!). Und auch dann verstößt man gegen das Rechtsfahrgebot. |
ADFC-HE-HT-UL-sp, 2024-06-10 |
nach
oben
|
Zusammenstellung
bisheriger Nachrichten
|
- bisher keine -
|
nach
oben
|
Übergreifendes |
Usingen > Straßengestaltung Am Hattsteinweiher
Gesamtbewertung durch den ADFC Usinger Land
- ausführliche Begründung -
Für diese Maßnahme/diesen Vorgang steht die Alltagsnutzung (auch Schulverkehr) /
Freizeitnutzung für die Bewertung gleichermaßen im Vordergrund.
Die Maßnahme der
Schwellendurchbrüche in
der Mitte ist wenig praktikabel, fördert nicht rechtskonformes
Verhalten und ist schlecht ausgeführt.
Die ausführliche Begründung ist in der ersten ADFC-Nachricht zum Thema
vom 9.6.24 Schwellendurchbruch zum Hattsteinweiher aufgeführt.
▌ungenügend für den Gesamtzustand
Hinweis: Bitte
lesen Sie unseren Erläuterungstext zu dem Bewertungsschema!
ADFC-HE-HT-UL-sp, 2024-06-10
|
nach
oben
|
Usingen > Straßengestaltung Am Hattsteinweiher
Themeneinführung (vorläufig)
Zur Themeneinführung
verweisen wir auf die ersten ADFC-Nachricht zum Thema vom 10.6.24 Schwellendurchbruch zum Hattsteinweiher.
ADFC-HE-HT-UL-sp, 2024-06-10
|
nach
oben
|
|
-
Empfehlungen des ADFC -
Der
ADFC präsentiert ausgewählte Urlaubsangebote
von Reiseveranstaltern!
Mitgliederzeitschrift
des ADFC:
|